Kokain ist ein starkes Stimulanz. Es ist ein Naturstoff aus der Gruppe der Alkaloide der in den Blättern der Kokapflanze gebildet und abgelagert wird. Getrocknete Kokablätter enthalten zwischen 0,5 und 2,5 % Alkaloide, davon ist ein Großteil Kokain.
Kokain-Hydrochlorid (Pulver): Kokain ist als Salz (in der Regel als Hydrochlorid) im Umlauf. Kokain-Hydrochlorid ist eine farblose („weiße“) kristalline Substanz. Sie schmeckt bitter und wirkt, wenn sie auf Schleimhäuten (z. B. die der Zunge) aufgebracht wird, (örtlich) betäubend.
Der Kokain-Gehalt in den im Umlauf befindlichen Kokain-Pulvern kann stark variieren. In den letzten Jahren wurde in Kokain-Pulvern relativ hoher Wirkstoffgehalt feststellt. Gemäß der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht lag der mittlere Wirkstoffgehalt (Median) für Sicherstellungen aus dem Straßenhandel 2021 in Deutschland bei 86,7 % Kokain-Hydrochlorid .
Als pharmakologisch wirksame Streckmittel (potentiell gefährliche Verunreinigungen) konnten u. a. Phenacetin, Koffein, Lidocain und Procain identifiziert werden. In europäischen Drugchecking-Projekten wurden zudem Levamisol/Tetramisol, Paracetamol und verschiedene psychoaktive Substanzen in Kokain-Pulvern gefunden. Bei den weitgehend unwirksamen Streckmitteln (Füllstoffe) wurden am häufigsten Lactose, Mannit, Inosit und Kreatin/Kreatinin festgestellt.
Kokain-Hydrochlorid ist als Salz gut wasserlöslich, was eine Voraussetzung für den nasalen, oralen, rektalen, genitalen und intravenösen Konsum darstellt.
Crack, Freebase und Kokapaste: Aus Kokain-Hydrochlorid kann durch Zugabe von basischen Substanzen wie Backnatron (Natriumhydrogencarbonat) oder Ammoniak (sehr schädlich für Gehirn und Atemwege) die Kokain-Base freigesetzt werden. Verbleibt die Kokain-Base im Gemisch, z. B. mit Natron und den in der Kokain-Ausgangssubstanz enthaltenen Verunreinigungen, wird das Crack genannt. Wird die Kokain-Base mit Lösungsmitteln isoliert, spricht man von Freebase.
Kokapaste ist ein (rauchbares) Zwischenprodukt bei der Herstellung von Kokain-Hydrochlorid aus Kokablättern. Kokapaste fällt aus, wenn eine Lösung von rohem Kokain in Schwefelsäure (Batteriesäure) z. B. mit Kalkmilch neutralisiert wird. Sie enthält neben Kokain-Base noch zahlreiche Verunreinigungen aus dem Kokablatt (z. B. Cinnamoylkokain) und Chemikalien-Rückstände aus dem Extraktionsprozess.
Weil Kokain-Base im Gegensatz zu Kokain-Hydrochlorid aus ungeladenen Molekülen (Teilchen) besteht, lässt es sich ohne größere Zersetzung verdampfen. Außerdem kann Kokain-Base viel schneller biologische Membranen wie die in der Lunge durchdringen. Darum lassen sich Crack und Freebase viel effektiver inhalieren („rauchen“) als Kokain-Hydrochlorid. Kokain-Base ist dafür kaum wasserlöslich, was eine wichtige Voraussetzung für die meisten anderen Konsumformen darstellt.
Zur örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) bei Operationen im Kopf-Bereich (z. B. am Auge).
sniefen (nasal): Wirkungseintritt nach 2 bis 3 Minuten; Wirkdauer (starke psychoaktive Wirkung): 30 bis 60 Minuten.
Der Kokain-Anteil, der nach dem Sniefen vom Körper aufgenommen wird, liegt bei 20 bis 30%.
inhalieren (rauchen): von Crack, Freebase und Kokapaste; Wirkungseintritt nach 8 bis 10 Sekunden (schnell einsetzende und intensive Wirkung); Wirkdauer (starke psychoaktive Wirkung): 5 bis 10 Minuten.
Kokain wird rasch und effektiv (zu 30 bis 80%) in der Lunge vom Körper aufgenommen. Der Wirkstoffverlust beim Verdampfen und Kondensation ist erheblich. Beim Verdampfen in der Pfeife bleiben nur ca. 30 % der ursprünglichen Menge im inhalierten Rauch. Je nach Rauchtechnik kann dies aber erheblich variieren.
spritzen (iv.): Wirkungseintritt nach 30 bis 45 Sekunden; Wirkdauer (der starken psychoaktiven Wirkung): 10 bis 20 Minuten
Bei Vorhandensein bestimmter Streckmittel wie Lidocain oder Tetracain kam es nach iv. Konsum zu vielen Todesfällen.
schlucken (oral) oder trinken einer Lösung von Kokain-Hydrochlorid; Wirkungseintritt nach 10 bis 30 Minuten; Wirkdauer: 2 bis 3 Stunden
Der Kokain Anteil, der dabei den Blutkreislauf erreicht (Bioverfügbarkeit) liegt nur bei 20 bis 40 %, weil ein großer Teil des Kokains nach Aufnahme im Dünndarm anschließend bei der ersten Leber-Passage abgebaut wird (sogen. First-Pass-Effekt).
Bei oraler Aufnahme wird keine schnell einsetzende (und kurze) Wirkung („Kick“) wahrgenommen, weil der Anstieg und der Abfall des Blutspiegels und damit verbunden das An- und Abfluten im Gehirn im Vergleich zum sniefen, spritzen oder rauchen langsamer erfolgt.
Einreiben von Schleimhäuten: Kokain wird gut über Schleimhäute vom Körper aufgenommen, so dass Konsum auch durch Einreiben von Anal-, Mund- Penis-, Vaginalschleimhäute möglich ist.
nasaler Konsum
mittlere Dosierung: 20 – 50 mg Kokain-Hydrochlorid.
hohe Dosierung: 50 - 100 mg Kokain-Hydrochlorid.
intravenöser Konsum (iv.)
10 bis 40 mg Kokain-Hydrochlorid; die Spanne zwischen angestrebter psychoaktiver Wirkung und tödlicher Überdosierung ist sehr klein.
Unter Umständen können schon 25 mg Kokain-Hydrochlorid iv. zum Tode führen.
Diese Angaben sind keine Konsum-Empfehlungen. Die Verträglichkeit von Wirkstoff-Dosierungen, hängt immer auch von der gesundheitlichen Verfassung der Konsumierenden, Körpergewicht, Alter, Geschlecht, Allgemeinzustand, Toleranzentwicklungen und von den Konsumumständen ab (siehe Drug - Set - Setting).
Kokain blockiert die Transportmoleküle für Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Es hemmt die Wiederaufnahme dieser drei Botenstoffe in die Nervenzellen, die sie zuvor ausgeschüttet hatten. Dadurch erhöht sich deren Konzentration im Spalt zwischen zwei Nervenzellen (Synapsen) und führt zu einer Daueraktivierung von Teilen des Nervensystems. Auf diesem Mechanismus beruht die psychoaktive Wirkung von Kokain.
Zudem blockiert Kokain bestimmte Natriumkanäle auf Nervenbahnen. Dadurch wird die Erregungsleitung unterbrochen. Auf diesem Mechanismus beruht die örtlich betäubende (lokalanästhetische) Wirkung. So können auch gefährliche Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden. Bei Überdosierung, z.B. nach iv. Konsum kann es so zu Krampfanfällen sowie einer Lähmung von lebenswichtigen Funktionen wie Herzschlag und Atmung kommen.
Ein Gefühl der Stärke und Selbstsicherheit; erhöhte Konzentration und Aufmerksamkeit, Euphorie, das Gefühl von Energie durchflutet zu werden.
Hunger, Durst, Müdigkeit und Schmerzempfindung werden unterdrückt, Bewegungs- und Rededrang werden gesteigert.
Sexuelle Stimulation, erhöhtes Lustempfinden und Abbau von Hemmungen.
- Pupillenerweiterung
- Bronchialerweiterung
- Anstieg der Körpertemperatur
- Zittern, Krämpfe
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Blutdruck-Anstieg
- Erhöhte Herzfrequenz (Herzklopfen)
- reduzierte Durchblutung des Herzmuskels
- Herzrhythmusstörungen
- Brust- und Herzschmerzen
- Herzinfarkt, Herzstillstand und Schlaganfall
- Nierenversagen
- Schock, Angst, Unruhe, Aggression
Erschöpfung, Konzentrationsschwäche und Schläfrigkeit sowie depressive Verstimmung, Gereiztheit, Angstzustände, paranoide Wahnvorstellungen.
- Schlafstörungen
- Gedächtnisprobleme
- Gewichtsverlust
- Entzündung der Nasenschleimhaut
- Perforation der Nasenscheidewand
- Impotenz bei Männern und Störung des Menstruationszyklus bei Frauen
- Persönlichkeitsveränderungen
- Depressionen
- Kokain-Psychose mit paranoiden Wahnvorstellungen und optisch, akustisch und taktilen Halluzinationen (Kribbeln unter der Haut)
- Schädigungen von Blutgefäßen und des Herzmuskels
- Toleranz-Ausbildung und Abhängigkeitsentwicklung mit starkem Craving (Verlangen nach der Substanzwirkung)
Nachweiszeiten von Substanzen im Körper hängen u. a. von der konsumierten Menge (Dosierung), Konsumhäufigkeit, Konsumform (oral, nasal, intravenös usw.) und anderen individuellen Faktoren ab. Die hier gemachten Angaben dienen der Orientierung. Die Nachweisbarkeit von Substanzen beginnt in der Regel bereits nach wenigen Minuten nach deren Konsum.
Blut: Kokain 6 bis 24 Stunden, Benzoylecgonin 2 bis 3 Tage
Speichel: bis zu einer Woche
Urin: Kokain einige Stunden, Benzoylecgonin bis zu 4 Tage (und länger)
Kokain wird zu Benzoylecgonin, Ecgonin-Methylester, Ecgonin und Norkokain abgebaut und über die Nieren in den Urin ausgeschieden.
- psychischen Problemen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Asthma
- Leber- und Nierenschäden
- Schilddrüsen-Überfunktion
- Epilepsie
- Schwangerschaft und Stillzeit
- vor der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr
Lasse dein Kokain auf Wirkstoffgehalt und gefährliche Verunreinigungen checken!
Dosiere niedrig und vermeide häufiges Nachlegen.
Das Abhängigkeitsrisiko ist beim Kokainkonsum besonders hoch. Wenn der Konsum regelmäßig wird, lege längere Konsumpausen ein.
Wenn du das Gefühl hast, den Konsum nicht mehr kontrollieren zu können, hole dir Unterstützung in einer Beratungsstelle.
Mischkonsum mehrerer psychoaktiver Substanzen belastet Körper und Psyche in besonderem Maße.
Besonders problematisch ist der zeitnahe Konsum von Alkohol, weil die dämpfende Wirkung des Alkohols nicht mehr wahrgenommen wird. Es besteht die Gefahr der Alkoholvergiftung. Außerdem kann sich Cocaethylen bilden, das besonders giftig ist.
Der Mischkonsum mit anderen Stimulanzien wie Speed, Crystal Meth und Ecstasy wird von den meisten Konsument*innen negativ bewertet und bedeutet eine starke Belastung der Psyche und des Herz-Kreislauf-Systems.
Die Injektion von Kokain-Heroin Mischungen ist sehr gefährlich und geht mit erhöhter Sterblichkeit einher. Die Substanzen haben teilweise gegensätzliche psychoaktive Wirkungen, was Überdosierungen befördert.
Sniefen ist die risikoärmste Konsumform von Kokain. Um die Übertragung von Infektionen wie Hepatitis C zu vermeiden, nimm immer ein eigenes Ziehröhrchen mit abgerundeten Rändern. Gerollte Geldscheine sind scharfkantig und unhygienisch.
Um Verletzungen der Nasenschleimhaut zu vermeiden, sollte kristallines Kokain möglichst fein gehackt werden. Verwende dazu eine saubere Unterlage.
Bei der Herstellung von Crack keinen Ammoniak verwenden, weil es die Atemwege und das Gehirn schädigt. Besser ist Natriumhydrogencarbonat (z. B. Bullrich Salz oder Kaiser Natron). In Deutschland erworbenes Backpulver ist ungeeignet, weil es Stärke und andere Zusatzstoffe enthält.
Beim Crack-Rauchen entstehen hohe Temperaturen. Um Verletzungen an den Lippen im Mund zu vermeiden, sollte ein Mundstück verwendet werden.
Beim Spritzen von Kokain-Hydrochlorid musst du immer eigenes steriles Spritzbesteck verwenden. Um lebensbedrohliche Überdosierungen zu vermeiden, muss Kokain beim intravenösen Konsum viel niedriger dosiert werden als bei allen anderen Konsumformen.
Unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen darfst du nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, weil du dich und andere gefährdest. Auch an den darauf folgenden Tagen sind die Abbauprodukte im Urin nachweisbar.
Kokain kann enthemmen und die Bereitschaft zu unsafem Sex erhöhen. Dabei steigt das Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
Der schmerzstillende/betäubende Effekt verführt zu längerem und heftigerem Sex. Unbemerkt kann dies zu blutenden Wunden führen.
Kokain kann dein Durchhaltevermögen verlängern. Vorsicht: Längerer und härterer Sex beanspruchen auch das Kondom. Wechsel darum alle halbe Stunde das Gummi.
Sex und Koks funktionieren nur bei gegenseitigem Einverständnis und Vertrauen. Klärt im Vorfeld ab, welche Sexpraktiken von beiden gewollt sind und welche nicht.
Konsumiere nur so viel, dass du dich wehren kannst oder Abwehrsignale des/ der Partner*in noch erkennst. Vorsicht: Koks kann deine Aggressivität auch beim Sex erhöhen!
Bevor es zur Sache geht, legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien (Handschuhe, Kondome, Gleitgel) bereit.
Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, geh sofort zum Arzt. Lasse dich bei wechselnden Sexpartnern alle 6 Monate auf sexuell übertragbare Infektionen testen und gegen Hepatitis A/B impfen.
Als eine Nebenwirkung von Kokain kann Erbrechen auftreten. Tritt dieses vier Stunden nach der Einnahme von Arzneimitteln auf, werden diese unter Umständen nicht in ausreichendem Maße im Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Das kann zum Versagen der Schutzwirkung der Antibabypille oder der PrEP führen, so dass eine ungewollte Schwangerschaft oder eine HIV Infektion möglich werden.
Kokain ist in Anlage III (verkehrs- und verschreibungsfähige BtM) und D-Kokain in Anlage II (verkehrs- aber nicht verschreibungsfähig) des BtMG aufgeführt.
Nur für die Verwendung innerhalb der eigenen Praxis darf ein(e) Arzt/Ärztin oder Tierarzt/-ärztin Kokain-Lösungen bis zu einem Wirkstoffgehalt von 20% und Salben mit einem Kokaingehalt von 2% verschreiben und von einer Apotheke herstellen lassen.
Die Koka-Pflanze (Erythoxylom coca) und deren Pflanzenteile sind in Anlage II des BtMG aufgeführt. Damit muss ihr Anbau z. B. zu wissenschaftlichen oder medizinischen Zwecken vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte genehmigt werden.
Der unerlaubte Anbau, Herstellung, Einfuhr, Handel, Weitergabe, Erwerb und Besitz von Kokain und Koka-Pflanzen und deren Pflanzenteile (z. B. Blätter) ist strafbar.
Kokain steht auf der Liste der in sportlichen Wettkämpfen verbotenen Substanzen (Doping-Liste) der Welt Antidoping Agentur.
Das Führen eines Fahrzeugs unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen führt in der Regel zum Verlust des Führerscheins. Schon beim festgestellten Besitz wird die Fahreignung durch die Behörde in Frage gestellt. Die Fahrerlaubnisbehörde fordert dann Gutachten einschl. Drogenscreenings an. Lasse dich, wenn es soweit gekommen ist, von einer unabhängigen Stelle beraten.