Mephedron

Mephedron (4-Methylmethcathinon = 4-MMC) ist eine synthetisch hergestellte Substanz. Es gehört zur Stoffgruppe der Cathinone. Das sind Substanzen, die in ihrer chemischen Struktur von den psychoaktiven Inhaltsstoffen der Khat-Pflanze abgeleitet sind.

Mephedron-Hydrochlorid (Salz) ist eine feste, farblose („weiße") kristalline und wasserlösliche Substanz. Es ist ein Stimulanz mit empathogener und entaktogener Wirkkomponente. Personen, die unter dem Einfluss empathogener Substanzen stehen, empfinden ein Gemeinschafts- und Einheitsgefühl mit anderen Menschen und können sich in diese intensiver einfühlen. Entaktogene sind Substanzen, die das „das Innere berühren“ und ermöglichen, in sich hineinzuschauen und die eigenen Gefühle intensiver wahrzunehmen.

Mephedron verbreitete sich ab Mitte der 2000er Jahre als neue psychoaktive Substanz. Es wurde zunächst als Badesalz oder Pflanzennahrung getarnt verkauft. Mephedron ist seit 2010 in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterstellt. Heute wird es vor allem als sogenanntes Research Chemical (Forschungs-Chemikalie) als Pulver mit (vermeintlich) hohem Wirkstoffgehalt („Reinheitsgrad“) im Internet gehandelt. Mephedron wird auch in Tablettenform angeboten. Zubereitungen, die als Mephedron erworben wurden, können auch andere psychoaktive Substanzen und Syntheseverunreinigungen enthalten.

Mephedron war im Gegensatz zu vielen anderen psychoaktiven Substanzen nie als Arzneimittel zugelassen. Darum existieren nur wenige aussagekräftige Studien zu dessen Wirkungen und Nebenwirkungen.

sniefen (nasal): Wirkung setzt nach 1 bis 2 Minuten ein und dauert 1 bis 2 Stunden an. Durch das schnelle hoch und wieder runterkommen ist der Drang nachzulegen (craving) beim Sniefen besonders hoch. Außerdem kann die Nasenschleimhaut geschädigt werden und Infektionen (z. B. Hepatitis C, Herpes) können übertragen werden.

schlucken (oral): in der Regel als Tablette, Kapseln oder Bömbchen (in Zigarettenpapier eingewickeltes Pulver). Die Wirkung tritt innerhalb von 30 bis 60 Minuten ein, erreicht nach 75 bis 120 Minuten das Maximum und hält 2 bis 5 Stunden an. Der orale Konsum gilt als die am wenigsten riskante Konsumform für Mephedron.

spritzen/slammen (iv.): hohes Infektionsrisiko (z. B. mit HIV und Hepatitis C). Es besteht die Gefahr von lebensgefährlichen Überdosierungen, sowie ein hohes Abhängigkeitsrisiko. Vereinzelt treten Psychosen auf.

rektal: Lösung wird (ohne Kanüle) in den After gespritzt ("relativ sichere" Konsumform); es besteht aber die Gefahr das die Rektal- (Darm-)Schleimhäute geschädigt/verletzt werden und so Eintrittspforten für Infektionserreger geöffnet werden.

Angaben beziehen sich auf Mephedron-Hydrochlorid (Salz):

nasaler Konsum

15-25 mg schwache psychoaktive Wirkung

20-80 mg übliche nasale Dosierung

75-125 mg starke Dosierung

oraler Konsum

25-100 mg schwache psychoaktive Wirkung

100-175 mg übliche orale Dosierung

125-250 mg starke Dosierung

Diese Angaben sind keine Konsum-Empfehlungen. Die Verträglichkeit von Wirkstoff-Dosierungen, hängt immer auch von der gesundheitlichen Verfassung der Konsumierenden, Gewicht, Alter, Geschlecht, Allgemeinzustand, Toleranzentwicklungen und von den Konsumumständen ab (siehe Drug - Set - Setting).

Mephedron setzt die Botenstoffe Dopamin und Serotonin aus Nervenzellen im Gehirn frei und hemmt deren Wiederaufnahme zurück in die Nervenzellen. Dadurch erhöht sich die Konzentration dieser Botenstoffe im Spalt zwischen Nervenzellen (synaptischer Spalt) und löst durch Aktivierung bestimmter Rezeptoren die für Mephedron typischen Wirkungen aus.

Die Wirkung und Nebenwirkungen von Mephedron hängen von der Dosierung und der Konsumform (Drug) von dem psychischen und körperlichen Zustand der Konsumierenden (Set), der Konsumumgebung (Setting) sowie erblichen Faktoren (die z. B. den Abbau beeinflussen) ab.

Mephedron wirkt stimulierend, euphorisierend und empathogen. Es stellen sich Gefühle der Verbundenheit mit anderen Menschen und geistiger Klarheit ein. Es kann zu einem starken Rededrang kommen. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist erhöht. Der eigene Körper und Sinnesreize wie Hören, Sehen und Riechen werden intensiver wahrgenommen. Schlafbedürfnis und Hunger werden unterdrückt.

Konsumierende berichten von Wirkungen die zwischen Kokain, Amphetamin (Speed) und MDMA (Ecstasy) liegen. Eine wissenschaftliche Studie erbrachte, dass oral verabreichtes Mephedron (200 mg) ähnliche psychische Wirkungen hervorruft, wie MDMA (100 mg), die Wirkung etwas schneller einsetzt und deutlich früher aufhört.

Mephedron Konsum kann zu einer stark gesteigerten Lust auf Sex und Enthemmung führen. Der Orgasmus kann herausgezögert sein, es können Erektionsstörungen auftreten.

  • Hyperaktivität
  • erweiterte Pupillen
  • Erhöhung der Herzfrequenz (Puls) und des Blutdrucks
  • Anstieg der Körpertemperatur, Mundtrockenheit
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Harnverhalten
  • Kieferklemme, Zähnemahlen
  • Hautausschlag
  • Durchblutungsstörungen (Blauverfärbung von Fingern, Zehen, Lippen)
  • Kältegefühl, starkes Schwitzen und unangenehmer Körpergeruch
  • Wahnvorstellungen und Angstzustände
  • Starkes Craving (Drang die Substanz zu konsumieren) insbesondere bei nasalem und iv. Konsum

Nervosität, depressive Verstimmung, Ängstlichkeit und Paranoia.

Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen.

  • Gewichtsverlust
  • Gedächtnislücken und Konzentrationsstörungen
  • Toleranzentwicklung und psychische Abhängigkeit

Nachweiszeiten von Substanzen im Körper hängen u. a. von der konsumierten Menge (Dosierung), Konsumhäufigkeit, Konsumform (oral, nasal, intravenös usw.) und anderen individuellen Faktoren ab. Die hier gemachten Angaben dienen der Orientierung. Die Nachweisbarkeit von Substanzen beginnt in der Regel bereits nach wenigen Minuten nach deren Konsum.

Speichel: 2 - 3 Tage

  • psychischen Problemen
  • Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Leber- und Nierenschäden
  • Diabetes
  • Epilepsie
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • vor der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr

Lass deine Substanzen analysieren (drugchecking), bevor du sie konsumierst. Auch Substanzen die wie Mephedron als Research Chemicals verkauft werden, unterliegen Falschdeklarationen und können verunreinigt sein.

Hast du keine Möglichkeit zum drugchecking, probiere erst eine kleine Menge, um anzutesten, ob die erwünschte oder andere Wirkungen eintreten.

Warte nach oraler Einnahme 2 Stunden, da immer wieder Tabletten, Pulver oder Kristalle mit unerwarteten Wirkstoffen im Umlauf sind, welche einen späteren Wirkungseintritt haben können.

Halte Konsumpausen ein: Wenn du an einem Wochenende Mephedron konsumierst hast, solltest du danach so lange wie möglich damit pausieren.

Wenn du das Gefühl hast, den Konsum nicht mehr kontrollieren zu können, hole dir Unterstützung in einer Beratungsstelle.

Trinke regelmäßig Alkoholfreies (mineralstoff- und vitaminhaltige Getränke).

Esse Obst und leichte Speisen.

Wenn du Mephedron auf Partys konsumierst, lege Ruhepausen ein um dich runter zu kühlen.

Mischkonsum mehrerer psychoaktiver Substanzen belastet Körper und Psyche in besonderem Maße.

Besonders problematisch ist der zeitnahe Konsum von Alkohol, weil die dämpfende Wirkung des Alkohols nicht mehr wahrgenommen wird. Es besteht die Gefahr der Alkoholvergiftung.

Der Mischkonsum mit anderen Stimulanzien bedeutet eine sehr starke Belastung der Psyche und des Herz-Kreislauf-Systems.

Der Mischkonsum mit Substanzen, die wie Mephedron Auswirkungen auf den Serotonin Haushalt haben, kann zu einem lebensbedrohlichen Serotonin-Syndrom führen. Dazu zählen z. B. MDMA (Ecstasy), Methamphetamin (Crystal) bestimmte Antidepressiva wie MAO-Hemmer oder Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Neuroleptika und Schmerzmittel wie Tramadol.

Substanzen, die das Leberenzym CYP2D6 hemmen, können den Mephedron-Abbau in der Leber blockieren und so dessen Wirkung gefährlich verstärken und verlängern. Dazu zählen z. B. Bupropion, Cinacalcet, Chinidin, Fluoxetin, Paroxetin, Duloxetin, Sertralin, Terbinafin und Ritonavir.

Die orale Einnahme (schlucken) gilt als die am wenigsten schädliche Konsumform von Mephedron. Um den Rachen und die Speiseröhre zu schonen, kann das Mephedron in Zigarettenpapier eingewickelt als „Bömbchen“ geschluckt werden. Besser ist es, Mephedron in Kapselhülsen zu füllen, weil diese sich vollständig im Magen-Darm-Trakt auflösen.

Um beim Sniefen die Übertragung von Infektionen wie Hepatitis C zu vermeiden, nimm immer ein eigenes Ziehröhrchen mit abgerundeten Rändern. Gerollte Geldscheine sind scharfkantig und unhygienisch.

Spritzen von Mephedron (slammen) ist eine hochriskante Konsumform. Benutze beim slammen jedes Mal deine eigenen und sterilen (unbenutzten) Utensilien (Spritze, Kanüle, Filter, steriles Wasser, Tupfer und Behälter zum Aufziehen). Ziehe nur aus deinem eigenen Behälter die Mephedron-Lösung auf. Versichere dich, dass die Lösung klar ist, bevor du sie dir spritzt.

Beabsichtigst du, Mephedron im Zusammenhang mit Sex zu konsumieren, informiere dich über die Safer Sex Strategien im Zusammenhang mit dem Gebrauch von psychoaktiven Substanzen.

Unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen darfst du nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, weil du dich und andere gefährdest. Auch an den darauf folgenden Tagen sind die Abbauprodukte des Mephedrons im Urin nachweisbar.

Mephedron erhöht die Bereitschaft, Grenzen gewollt zu überschreiten und dabei auf Safer Sex zu verzichten. Das erhöht das Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.

Sex und Mephedron funktionieren nur bei gegenseitigem Einverständnis und Vertrauen. Auf Mephedron tut man möglicherweise Dinge, die man normalerweise nicht tun würde. Klärt im Vorfeld ab, welche Sexpraktiken von euch gewollt sind und welche nicht.

Sex auf Mephedron kann sehr aggressiv und ohne großen Bezug auf die Partner*in ausfallen. Konsumiere nur so viel, dass du dich wehren kannst oder die Abwehrsignale des/der Partner*in noch erkennst.

Bevor es zur Sache geht, legt euch ausreichen Safer-Sex-Utensilien (Handschuhe, Kondome, Gleitgel) bereit.

Auf Mephedron ist das Schmerz- und Berührungsempfinden von deinem Geschlechtsorgan meist herabgesetzt und es kann schwieriger werden zum Höhepunkt zu kommen.

Dauert der Sex länger, wechsle alle halbe Stunde das Kondom.

Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, geh sofort zum Arzt. Lasse dich bei wechselnden Sexpartnern alle 6 Monate auf sexuell übertragbare Infektionen testen und gegen Hepatitis A/B impfen.

Als Nebenwirkung von Mephedron kann Erbrechen auftreten. Tritt dieses vier Stunden nach der Einnahme von Arzneimitteln auf, werden diese nicht in ausreichendem Maße im Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Das kann zum Versagen der Schutzwirkung der Antibabypille oder der PrEP führen, so dass eine ungewollte Schwangerschaft oder eine HIV Infektion möglich werden.

Mephedron ist in der Anlage 1 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) aufgeführt. Die unerlaubte Herstellung, Handel, Weitergabe, Erwerb und Besitz sind strafbar.

Cathinone wie Mephedron stehen auf der Liste der in sportlichen Wettkämpfen verbotenen Substanzen (Doping-Liste) der Welt Antidoping Agentur.

Das Führen eines Fahrzeugs unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen führt in der Regel zum Verlust des Führerscheins. Schon beim festgestellten Besitz wird die Fahreignung durch die Behörde in Frage gestellt. Die Fahrerlaubnisbehörde fordert dann Gutachten einschl. Drogenscreenings an. Lasse dich, wenn es soweit gekommen ist, von einer unabhängigen Stelle beraten.

 

Haftungsausschluss

Diese Informationen dürfen nicht als Aufforderung zum Drogenkonsum missverstanden werden!

Bei Substanzen, die dem BtMG unterstellt sind, ist unerlaubter Erwerb und Handel sowie der sich daraus ergebende Besitz strafbar!

Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen auf Grundlage wissenschaftlicher Studien und über lange Zeiträume erhobenem Erfahrungswissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden.

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