Ketamin ist eine dissoziative Substanz, d. h. es führt dazu, dass das Bewusstsein vom eigenen Körper losgelöst erlebt werden kann. In höherer Dosierung und in Kombination mit anderen Downern wirkt es narkotisierend.
Ketamin ist in der Regel als Salz (Hydrochlorid) im Umlauf. In dieser Form ist es eine farblose („weiße“) kristalline Substanz.
Ketamin kommt in zwei Formen vor, die sich auf Molekülebene wie Bild und Spiegelbild zueinander verhalten (Stereoisomere): Die potentere Form hinsichtlich der schmerzhemmenden, dissoziativen und narkotischen Wirkung ist das S-Ketamin. R-Ketamin soll hingegen ein Gefühl von Entspannung auslösen. Obwohl S-Ketamin als Mittel gegen Depressionen zugelassen wurde, konnte in Tierversuchen gezeigt werden, dass R-Ketamin eine höhere Potenz hinsichtlich der antidepressiven Wirkung besitzt. Pharmazeutische Präparate enthalten entweder das 1:1 Gemisch beider Stereoisomere (das Racemat) oder nur das S-Ketamin. Bei illegal gehandeltem Ketamin ist in der Regel nicht bekannt, ob dieses überwiegend das Racemat oder ein Stereoisomer (R oder S) enthält.
In Drugchecking-Projekten im europäischen Ausland werden gelegentlich auch in den aus Deutschland eingeschickten Proben Ketamin-Derivate wie z. B. Desoxymethoxetamin (DMXE) und 2-FDCK identifiziert, die potenter und länger wirksam seien können als Ketamin und die hinsichtlich ihrer Konsumrisiken nicht ausreichend bewertet sind. Der Konsum solcher Substanzen bedeutet ein schwer kalkulierbares Risiko. Zudem werden in den als Ketamin verkauften Proben gelegentlich andere psychoaktive Substanzen, wie z. B. Kokain, Methamphetamin, Lisdexamphetamin und andere Medikamenten-Wirkstoffe identifiziert.
Ketamin wird als Narkose- und Schmerzmittel in der Human- und Tiermedizin verwendet. Da Ketamin die Bronchialmuskulatur entspannt, kann es zur Notfall-Behandlung von schweren Asthma-Anfällen eingesetzt werden. Ein S-Ketamin-haltiges Nasenspray wurde in Kombination mit einem oralen Antidepressivum zur Behandlung von sonst nicht therapierbaren Depressionen zugelassen. Ketamin kann bei selbstmordgefährdeten Patient*innen unter Umständen und ärztlicher Aufsicht zur Verringerung des Schweregrades ihrer Suizidalität führen und ihnen helfen, sich von ihren suizidalen Gedanken zu befreien. Zudem besitzt Ketamin entzündungshemmende Eigenschaften.
sniefen (nasal): Wirkungseintritt nach 5 - 15 Minuten, Wirkdauer: 45 - 60 Minuten
schlucken (oral): Pulver wird z.B. in warmem Wasser aufgelöst, mit Saft verdünnt und getrunken. Im Ausland und im Internet werden auch Ketamin-haltige Tabletten gehandelt; Wirkungseintritt nach 5 - 20 Minuten; Wirkdauer: ca. 90 Minuten
in einen Muskel spritzen (intramuskulär/im.): Wirkungseintritt nach 5 - 20 Minuten
in eine Vene spritzen (intravenös/iv.): Wirkungseintritt nach wenigen Sekunden. Beim im. und iv. Konsum sollten ausschließlich Fertigarzneimittel für Injektionen (z. B. Ampullen) verwendet werden. Es ist darauf zu achten, dass Ketamin aus unangebrochenen und damit sterilen Ampullen oder Fläschchen aufgezogen wird. Alle Spritzutensilien müssen steril d. h. verpackt und unbenutzt sein. Alle Spritzutensilien dürfen nur von einer Person benutzt werden und nicht an andere Personen weiter gegeben werden.
„up your Bum“ (anal/rektal): Eine Ketamin-Lösung kann mit einer Spritze ohne Kanüle hinter den Schließmuskel in den Po gespritzt werden. Diese Konsumform gilt als effektiv und schonend. Beim Konsum über die Anal- bzw. Darmschleimhaut können aber Verletzungen auftreten, die (beim Sex) die Übertragung von Hepatitis C, HIV und anderen STI begünstigen.
Alle Angaben beziehen sich auf Ketamin-Hydrochlorid als Racemat, reines S-Ketamin sollte nur halb so hoch dosiert werden.
nasaler Konsum
niedrige Dosierung: 15 - 25 mg Ketamin (0,3 mg/kg Körpergewicht) - Wirkung wie bei einem milden Alkoholrausch. Bei dieser Dosierung ist Bewegung (z. B. Tanzen) in der Regel möglich
mittlere Dosierung: 30 - 100 mg (0,3 bis 1,5 mg/kg Körpergewicht) - motorische Fähigkeiten sind stark eingeschränkt, die dissoziative und narkotische Wirkung tritt in den Vordergrund
hohe Dosierung: 75 - 170 mg (1,5 – 2 mg/kg Körpergewicht) - starke Rauschwirkung, Bewegungsunfähigkeit (K-Hole)
oraler Konsum
niedrige Dosierung: 30 – 100 mg (0,6 – 1,2 mg/kg Körpergewicht)
mittlere Dosierung: 75 – 350 mg (1,5 – 4 mg/kg Körpergewicht)
hohe Dosierung: 150 – 450 mg (3 – 5 mg/kg Körpergewicht)
intramuskulärer Konsum (im.)
50 -130 mg (0,9 - 1,5 mg/kg Körpergewicht)
intravenöser Konsum (iv.)
30 - 80 mg (0,6 - 1 mg/kg Körpergewicht)
Diese Angaben sind keine Konsum-Empfehlungen. Die Verträglichkeit von Wirkstoff-Dosierungen, hängt immer auch von der gesundheitlichen Verfassung der Konsumierenden, Körpergewicht, Alter, Geschlecht, Allgemeinzustand, Toleranzentwicklungen und von den Konsumumständen ab (siehe Drug - Set - Setting).
Ketamin wirkt auf zahlreiche Rezeptorsysteme im Gehirn. Dadurch werden seine vielschichtigen Wirkungen ausgelöst. Es blockiert bestimmte Glutamat-Rezeptoren (NMDA-Rezeptoren), wodurch sich seine dissoziative Wirkung erklären lässt. Es aktiviert teilweise auch Opioid- und Dopamin-Rezeptoren, was die schmerzhemmenden und euphorisierenden Wirkungen auslöst. Die antidepressive Wirkung von Ketamin wird mit einem verstärkten Wachstum von Nervenzell-Fortsätzen (Dendriten) und einer Verstärkung und Neubildung von Synapsen (Kontaktstellen zwischen Nervenzellen) in Verbindung gebracht.
Die psychoaktive Wirkung von Ketamin ist sehr vielschichtig und hängt stark von der Dosierung (Drug) ab. Zudem haben die Konsumhäufigkeit, die psychische Verfassung und die Erwartungshaltung der Konsumierenden (Set) sowie das Umfeld (Setting) und zusätzlich eingenommene psychoaktive Substanzen einen starken Einfluss auf die Wirkung.
Bei niedrigen Dosierungen ähnelt der Ketamin-Rausch dem von Alkohol.
Es wirkt leicht euphorisierend, der Bewegungsdrang kann erhöht sein, ein Gefühl der Schwerelosigkeit und des Schwebens kann sich einstellen.
Bei höherer Dosierung wird eine immer stärkere Trennung der Psyche vom Körper erlebt (Dissoziation). Gefühle werden als flacher wahrgenommen.
Es kann zu einem Zustand kommen, bei dem das Ablösen des Bewusstseins vom eigenen Körper erlebt wird (out of body experience). Bei zunehmender Dosierung wird es immer schwerer auf Reize aus der Umgebung angemessen zu reagieren und eine Kommunikation aufrecht zu erhalten. Es kommt zu einer Intensivierung und Verzerrung der akustischen (hören) und der visuellen (sehen) Wahrnehmung, Geruchs-, Geschmackssinn, Schmerzwahrnehmung und das Zeitgefühl sind reduziert, die Wahrnehmung der Außen- und der eigenen Körpertemperatur verändern sich. Die Umgebung scheint sich in Bruchstücke auflösen, Halluzinationen können auftreten.
Ein Zustand, bei dem man sich selbst nahezu vollständig vom eigenen Körper und seiner Lebensrealität abgelöst wahrnimmt, wir als K-Hole bezeichnet, in diesem ist man kaum bewegungsfähig und der Umgebung hilflos ausgeliefert.
- Herz-Kreislauf: Blutdruck-Anstieg, Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz, Herzrhythmusstörungen, bei einem Schockzustand kann es auch zu einem massiven Blutdruckabfall kommen
- Verdauungs-Trakt: Verstopfung, Durchfall, trockener Mund, Übelkeit, Erbrechen
- Nervensystem: Schwindel, Sprach-, Geschmacks- und Sehstörungen, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl, Schläfrigkeit, epileptische Anfälle
- Muskeln: Zittern, unkontrollierte Zucken eines Auges, unkontrollierte und übermäßige Bewegungen, verspannte (verhärtete) Skelettmuskulatur, Krämpfe; Auflösung der quergestreiften Muskulatur (Rhabdomyolyse)
- Atemdepression - insbesondere in Kombination mit anderen dämpfenden Substanzen, bei zu schneller Injektion und Überdosierung
- Sonstige Nebenwirkungen: schwitzen, herabgesetzte Körpertemperatur, gesteigerter Speichelfluss, Zunahme des Hirndrucks und des Augeninnendrucks
- Psychische/psychiatrische Beschwerden: Orientierungslosigkeit, Angstzustände, Schlafbeschwerden, Lethargie, mentale Beeinträchtigungen, „flash backs“
Je häufiger konsumiert wird, desto schwerer kann es werden, das im Rausch erlebte in den Alltag zu integrieren. Es besteht die Gefahr, dass psychische Erkrankungen ausgelöst werden.
Erschöpfung, Schwindel, eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisprobleme.
- Gedächtnis- und Lernstörungen, in sehr hohen Dosen ist im Tierversuch Neurotoxizität (Olney Läsionen) feststellbar
- häufiger Harndrang, Blut im Urin, Blasenentzündung, Schäden der Nieren und ableitenden Harnwege
- Leberschäden
Fälle von Ketamin-Abhängigkeiten werden zwar relativ selten berichtet, sind aber möglich. Es gibt Hinweise, dass der wiederholte Gebrauch von Ketamin zur Toleranzentwicklung führen kann. Wiederholter Ketamin Gebrauch wird mit einer Reduktion seiner Dissoziation, Derealisation und Schwindel auslösenden und schmerzhemmenden Wirkung in Verbindung gebracht.
Nachweiszeiten von Substanzen im Körper hängen u. a. von der konsumierten Menge (Dosierung), Konsumhäufigkeit, Konsumform (oral, nasal, intravenös usw.) und anderen individuellen Faktoren ab. Die hier gemachten Angaben dienen der Orientierung. Die Nachweisbarkeit von Substanzen beginnt in der Regel bereits nach wenigen Minuten nach deren Konsum.
Blut: einige Stunden
Speichel: bis zu 2 Tage
Urin: 1 bis 4 Tage
- psychischen Problemen und Erkrankungen einschließlich Depression, Angststörungen und psychotischen Störungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Angina pectoris, nach einem Herzinfarkt)
- gesteigertem Hirndruck
- Epilepsie
- Schilddrüsenüberfunktion
- Grünem Star (Glaukom)
- Schwangerschaft und Stillzeit
- vor der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr
Nutze drugchecking und dosiere vorsichtig. Auf dem Schwarzmarkt erworbenes Ketamin kann gestreckt und verunreinigt seien oder einen anderen Wirkstoff enthalten. Du weißt in der Regel auch nicht, ob du reines S-Ketamin oder eine Mischung von R- und S-Ketamin (Racemat) erworben hast.
Plane deinen Ketamin-Konsum!
Besonders in mittlerer und hoher Dosierung solltest du Ketamin in einem geschützten Raum und in möglichst reizarmer Umgebung konsumieren.
Ketamin beeinträchtigt deine Bewegungs- und Koordinations-Fähigkeiten. Es kann zu Stürzen, Unfällen und Verletzungen kommen, die wegen der Schmerzblockierenden Wirkung von dir nicht wahrgenommen werden. Bei mittlerer und höherer Dosierung solltest du Ketamin im Sitzen oder Liegen konsumieren.
Du solltest Ketamin nicht alleine konsumieren, bei höheren Dosierungen sollte eine informierte und nüchterne Person als Trip-Begleitung bei dir seien, die im Notfall helfen kann.
Du solltest Ketamin nicht auf vollen Magen konsumieren sondern zwei Stunden vor dem Konsum nichts Essen. Ketamin kann Übelkeit und Erbrechen auslösen, in narkotisiertem Zustand besteht die Gefahr des Erstickens am eigenen Erbrochenen.
Beim nasalen Konsum solltest du immer ein eigenes sauberes Ziehröhrchen ohne scharfe Kanten benutzen. So lassen sich Infektionen vermeiden.
Intramuskulärer und intravenöser Konsum (spritzen) darfst du nicht alleine durchführen, weil bei Notfällen dir jemand helfen muss. Wegen den Infektionsgefahren musst du immer deine eigenen unbenutzten Konsumutensilien (Spritze, Kanüle, Alkoholtupfer) verwenden. Gebrauchte Utensilien darfst du nicht an andere Personen weitergeben.
Der Mischkonsum von mehreren psychoaktiven Substanzen bedeutet eine besondere Belastung für Körper und Psyche.
Unterlasse es, Ketamin in Kombination mit dämpfenden Substanzen (Downer) wie Alkohol, Benzodiazepine, Barbiturate, Gabapentinoide, GHB/GBL oder Opioide zu konsumieren, weil diese die narkotische Wirkung verstärken und zu einer lebensgefährlichen Atemdepression führen können.
Stimulierende Substanzen wie (Meth)Amphetamin, MDMA oder Kokain verstärken die Blutdruck- und Herzfrequenz steigernden Ketamin-Wirkungen und belasten den Kreislauf zusätzlich.
Unter Ketamin-Einfluss darfst du keine gefährlichen Tätigkeiten ausüben. Auto- und Fahradfahren ist frühestens am nächsten Tag und nach einem erholsamen Schlaf möglich.
Wenn es bei regelmäßigen Ketamin-Konsum zu Problemen beim Wasserlassen, Schmerzen in den Harnwegen und Blut im Urin kommt, musst du eine*n Arzt/Ärztin (Urologie) aufsuchen und dieser über deinen Ketamin-Konsum in Kenntnis setzen.
Ketamin entspannt die Muskulatur (z.B. am Anus), weswegen es gerne zum Fisten genutzt wird. Ketamin vermindert/blockiert das Schmerzempfinden! Vorsicht bei verletzungsträchtigen Sexpraktiken. Unbemerkt können Verletzungen auftreten, was das Risiko steigert, sich mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (insbesondere Hepatitis) anzustecken.
Ketamin enthemmt, was das Risiko von unsafem Sex erhöht! Vorsicht, dadurch besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
Beim Konsum über die Darmschleimhaut können Verletzungen auftreten und eine Übertragung von Hepatitis C, HIV und anderen STI begünstigen.
Sex und Ketamin funktioniert nur bei gegenseitigem Einverständnis und großem Vertrauen. Klärt im Vorfeld ab, welche Sexpraktiken von beiden gewollt sind und welche nicht.
Konsumiere nur so viel, dass du dich wehren kannst oder die Abwehrsignale des Partners noch erkennst.
Bevor es zur Sache geht, legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien (Handschuhe für Fisten, Kondome, Gleitgel) bereit.
Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, gehe sofort zum Arzt. Lasse dich bei wechselnden Sexpartnern alle 6 Monate auf sexuell übertragbare Infektionen testen und gegen Hepatitis A/B impfen.
Ketamin ist kein Betäubungsmittel im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG), Erwerb und Besitz sind daher in der Regel nicht strafbar. Ketaminhaltige Fertigarzneimittel sind verschreibungspflichtig, der unerlaubte Handel damit ist eine Straftat. Unklar ist, ob Ketamin als Reinsubstanz oder in Stoffgemischen, die zu anderen als zu therapeutischen Zwecken bestimmt sind, als Arzneimittel im Sinne des § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) gilt. Gemäß dem Legal High Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 10. Juli 2014 sind psychoaktive Substanzen, die nicht für die therapeutische Verwendung bestimmt sind, sondern konsumiert werden, um einen Rauschzustand hervorzurufen, keine Arzneimittel.
2021 wurde die Stoffgruppe der Arylcyclohexylamine dem Neue psychoaktive Stoffe Gesetz (NpSG) unterstellt, zu der auch Ketamin zählt. Das NpSG stellt im Gegensatz zum BtMG nicht den verbotenen Besitz und Erwerb (für den Eigenbedarf) unter Strafe, wohl aber den Handel, das Inverkehrbringen (in Umlauf bringen), das Verabreichen sowie die Herstellung und den Import nach Deutschland zum Zweck des Inverkehrbringens.