Drogen und Sex

Safer Sex 3.0: Kondom, PrEP, Schutz durch Therapie & Pille danach 

Safer Sex bedeutet vor allem Verantwortung für deine sexuelle und mentale Gesundheit selbst bestimmt zu übernehmen - und bei heterosexuellen Kontakten  auch Verhütung ungewollter Schwangerschaften. Safer Sex trägt dazu bei, Sex angstfrei zu genießen. Zudem können verschiedene Safer Sex-Methoden vor sexuell übertragbaren Infektionen wie dem HI-Virus schützen. Eine HIV-Infektion ist, heutzutage sehr gut behandelbar. Mit einer HIV-Infektionen lässt es sich bei richtiger und konsequenter Medikamenteneinnahme gut und lange leben! Unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen gilt es, sich über Safer Sex mit deinen Partner*innen Gedanken zu machen und Vereinbarungen vor dem Sex zu schließen.

Das Kondom ist, neben der PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) und dem Schutz durch Therapie, bei richtiger Anwendung, ein wirksamer Schutz vor einer HIV-Infektion und ungewollten Schwangerschaften. Kondome bieten auch einen geringen Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Kondome sind an vielen Orten erhältlich – trotzdem empfiehlt sich, immer eins dabei zu haben. Kondome, PrEP und Schutz durch Therapie schützen dich zuverlässig vor HIV und sind untereinander kombinierbar.

Die PrEP schützt ausschließlich vor HIV, nicht vor anderen STI (sexuell übertragbare Infektionen). Durch Ärzt*innen deines Vertrauens müssen regelmäßig die Nierenwerte überprüft und auf HIV und andere STI getestet werden. Bevor du eine Entscheidung triffst, eine PrEP zur Vermeidung einer HIV Infektion einzunehmen, solltest du ein Beratungsgespräch bei Ärzt*innen führen. Hier kannst du klären, ob diese Methode die richtige für dich ist und welche Voraussetzungen du erfüllen musst, damit sie wirkt und du sie verträgst. Weiterhin müssen einige medizinische Untersuchungen erfolgen. Gechecked wird hier, ob dein Körper die PrEP verträgt, ob du vielleicht schon HIV-infiziert bist, oder ob andere sexuell übertragbare Infektionen vorliegen, die behandelt werden müssen. Sollte sich herausstellen, dass die PrEP für dich die passende Methode zum Schutz vor HIV ist und alle Untersuchungen in diesem Sinne in Ordnung sind, kannst du sie dir von Ärzt*innen verschreiben lassen. 

Schutz durch Therapie bedeutet, dass ein HIV-positiver Mensch, dessen Viruslast unter der Nachweisgrenze ist, nicht mehr den Virus übertragen kann. Folgende Bedingungen sind dabei zu beachten: Die Viruslast ist seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze. Die HIV-Medikamente werden richtig und regelmäßig eingenommen. Die Viruslast wird alle drei Monate von Fachärzt*innen untersucht. Der Schutz durch Therapie schützt ausschließlich vor HIV, nicht vor anderen STI. Kondome können hier zusätzlichen Schutz bieten.

Weiter führende Informationen zu Safer Sex 3.0 und sexuellen Gesundheit findest du hier: www.mancheck-berlin.de
manCheck ist ein Präventionsprojekt für schwule, bisexuelle und andere Männer*, die Sex mit Männern* haben (M*SM*). 

Bundesweite Kampagne „Ich weiß, was ich tu“ für Männer*, die Sex mit Männern* haben: www.iwwit.de/safer-sex

Berliner HIV-Aktivist*innen-Kollektiv LoveLazers: lovelazers.org/de/

Vorsicht beim Lecken der Vagina/ beim Blasen: Auf keinen Fall Menstruationsblut in den Mund nehmen, ein Lecktuch kann dir dabei helfen. Beim Blasen ist hingegen eine Ansteckung mit HIV unwahrscheinlich. Selbst wenn jemand in deinem Mund ejakuliert, ist das Risiko sehr gering, sich mit HIV zu infizieren. Andere STI wie Tripper, Chlamydien und Hepatitis A und B können durch Blasen übertragen werden. Wenn es dazu kommt und du Symptome hast, kannst du dich bei Ärzt*innen behandeln lassen. Mehrmalige Tests pro Jahr auf HIV, Hepatitiden und andere STI geben Sicherheit. Manche Infektionen verlaufen symptomfrei. Sprich deine Ärzt*innen des Vertrauens auf die Tests an (Bluttest, Abstriche im Rachen, Po, Vagina und Penis). Lass dich gegen Hepatitis A und B impfen.

Wenn du unsafen Sex hattest

... könntest du dich mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion (STI) angesteckt haben

Es kann vorkommen, dass beim Safer Sex etwas schief geht. Kondome können zum Beispiel reißen oder abrutschen. Manchmal werden sie im Rausch der Gefühle auch einfach vergessen. Wenn Partner*innen HIV–positiv sind und keine Medikamente regelmäßig einnehmen, kann HIV in so einem Fall übertragen werden. Panik ist in solchen Momenten aber fehl am Platz: Eine HIV-Infektion lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch verhindern. Dazu werden für vier Wochen HIV-Medikamente eingenommen. Die Medikamente hindern HIV daran, sich im Körper festzusetzen. Diese Behandlung nennt man Postexpositionsprophylaxe, kurz: PEP. Das bedeutet in etwa „Nach-Risiko-Vorsorge“. Wichtig: Mit einer PEP muss so schnell wie möglich nach dem Sex mit HIV-Risiko begonnen werden. Am besten innerhalb von zwei Stunden, sonst möglichst innerhalb von 24 Stunden, spätestens nach 48 Stunden. Ob eine PEP bis zu 72 Stunden (drei Tage) nach dem Risiko noch sinnvoll sein kann, ist umstritten. (Quelle: Deutsche Aids-Hilfe e.V.)

Die Postexpositionsprophylaxe (PEP) kann das Risiko für eine Infektion mit HIV reduzieren. Lass dich am besten bei deiner lokalen Aids-Hilfe, deiner Ärzt*innen des Vertrauens, bei einer anonymen Beratungsstelle oder beim Gesundheitsamt beraten.

Beobachte deinen Körper! Falls du irgendwelche Veränderungen (Ausfluss aus Scheide oder Penis, Hautveränderungen etc.) bemerkst, geh' sofort zu Ärzt*innen deines Vertrauens!

... könntest du als Frau ungewollt schwanger werden:

Falls du Sex ohne Verhütungsmittel hattest oder es zu einer Verhütungspanne gekommen ist, kannst du ohne Rezept in jeder Apotheke die „Pille danach“ holen. Du bekommst sie auch, wenn du noch nicht 16 Jahre alt bist. Nach dem ungeschützten Sex oder nach der Verhütungspanne muss du (Frau) die „Pille danach“ so schnell wie möglich nehmen – am besten in den ersten 12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Danach lässt ihre Wirksamkeit langsam nach. Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel wirken bis zu 72 Stunden (drei Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Das Präparat mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat (UPA) kann bis maximal fünf Tage nach dem ungeschützten Sex eingesetzt werden. Das funktioniert, weil die „Pille danach“ den Eisprung hemmt oder so lange verzögert, bis die Spermien das Ei nicht mehr erreichen können. Außerdem bewirken beide Wirkstoffe eine vorübergehende Veränderung der Gebärmutterschleimhaut.

Für Frauen unter 20 Jahren ist die „Pille danach“ kostenlos, wenn sie sich bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt vorher ein Rezept besorgen. Für 18- und 19-Jährige fallen 5 Euro Rezeptgebühr an. Wenn du die „Pille danach“ ohne Rezept in der Apotheke kaufen will, hängt der Preis vom Wirkstoff ab. Die Preise können je nach Herstellerfirma und Apotheke unterschiedlich sein, weil es keinen festgelegten Verkaufspreis gibt. Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel erhältst du in der Apotheke derzeit ab 16 Euro während das Präparat mit dem Wirkstoff UPA derzeit etwa 36 Euro kostet.

Weil die Einnahme der „Pille danach“ mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist, darf sie nur in Ausnahmesituationen eingesetzt werden. Informiere dich bzw. euch über die für dich/euch am besten geeignete reguläre Verhütungsmethode:
www.loveline.de/themen/verhuetung/

Wenn die Regel ausbleibt, kann sich die Frage stellen: Bin ich schwanger? Auch wenn du verhütet hast, können Zweifel aufkommen: Habe ich die Pille immer regelmäßig und pünktlich eingenommen? Hat etwas die Wirkung der Pille beeinträchtigt oder ist etwas mit dem Kondom schief gelaufen?

Gerade bei sehr jungen Frauen kann die Regel jedoch unregelmäßig auftreten oder ausbleiben. Auch Aufregung, Stress, Krankheit, Reisen, eine Klimaveränderung, Partyleben und Drogenkonsum können Einfluss auf den Zyklus nehmen und zu einer Verschiebung des Eisprungs und der Regel führen.

Wenn du allerdings vermutest schwanger zu sein, ist es wichtig, schnell zu handeln. Versuche, so schnell wie möglich eine Klärung zu finden und auf jeden Fall einen Schwangerschaftstest machen. Schwangerschaftstests mit hoher Ergebnissicherheit kannst du bei einer/einem Frauenärztin/arzt machen lassen.

Schwangerschaftstests kannst du auch in der Apotheke oder Drogerie kaufen und zu Hause durchführen. Erwirbst du einen Frühtest,  kannst du damit, je nach Empfindlichkeit des Tests, eine Schwangerschaft schon bis zu fünf Tagen vor deiner erwarteten nächsten Monatsblutung nachweisen. Ein negatives Ergebnis („nicht schwanger“) ist aber unsicher. Sicher sind Tests, wenn sie ab dem ersten Tag nach Ausbleiben der Monatsblutung durchgeführt werden.

Wenn du Gewissheit hast, dass du schwanger bist, musst du die für dich richtige Entscheidung treffen. Eine große Hilfe bei der Entscheidungsfindung ist ein Gespräch in der Schwangerschaftsberatungsstelle (Quelle: BZgA; loveline). www.profamilia.de

Wenn du schwanger bist, solltest du mit dem  Konsum jeglicher psychoaktiver Substanzen mit Ausnahme von koffeinhaltigen Getränken aufhören. Das gilt insbesondere auch für Alkohol und Tabak. Diese Substanzen führen zu massiven Beeinträchtigungen des werdenden Kindes. Falls es dir nicht gelingt, während deiner Schwangerschaft auf Drogenkonsum zu verzichten, solltest du unbedingt Beratung in Anspruch nehmen.

Vorsicht Fallen: Erbrechen, Durchfall & Wechselwirkungen

Egal ob du ein Medikament zur Behandlung von oder zum Schutz vor Infektionen oder zur Verhütung von Schwangerschaften einsetzt, es kann nur dann zuverlässig wirken, wenn es nach der Einnahme vom Körper aufgenommen wird. Solltest du bis zu drei Stunden nach der Einnahme eines Medikaments Erbrechen, ist die Aufnahme in den Körper und eine zuverlässige Wirkung nicht gewährleistet. In einem solchen Fall musst du wahrscheinlich eine weitere Dosis (z. B. Tablette) einnehmen. Lese das im Beipackzettel des Medikaments nach und frage, wenn du dir nicht sicher bist, bei einem/einer Arzt/Ärztin oder einem/einer Apotheker*in nach.

Auch starker Durchfall kann die Aufnahme von Medikamenten-Wirkstoffen in den Körper beeinträchtigen. In diesem Fall solltest du dich über andere Therapie- oder Verhütungsmethoden von einem/einer Arzt/Ärztin oder einem/einer Apotheker*in beraten lassen.

Informiere dich auch über Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten und zwischen Medikamenten und psychoaktiven Substanzen. Solche Wechselwirkungen können gefährliche körperliche Reaktionen hervorrufen oder dazu führen, dass ein Medikamenten-Wirkstoff zu schnell inaktiviert wird und damit nicht wirken kann. So führen z. B. einige Medikamente gegen Epilepsie und Tuberkulose, Modafinil und Johanniskrautextrakt dazu, dass Wirkstoffe in der Antibabypille oder einer HIV-Therapie schneller abgebaut werden, so dass die Schutzwirkung vor einer Schwangerschaft bzw. die Unterdrückung der Virenbildung nachlässt.

Besonders anfällig für solche Wechselwirkungen sind erektionsfördernde Mittel (Potenzpillen) mit den Wirkstoffen Sildenafil (Viagra), Tadalafil (Cialis), Vardenafil (Levitra) und Avanafil (Spedra). Substanzen, die den Abbau der Potenzmittel in der Leber hemmen, erhöhen deren Blutspiegel und lösen gefährliche Nebenwirkungen z. B. auf das Herz-Kreislauf-System aus. Dazu gehören die beiden Boostersubstanzen in der HIV-Therapie (Ritonavir und Cobicistat) bestimmte Antibiotika (z. B. Clarithromycin) und Pilzmedikamente (Itraconazol). Hast du Potenzpillen eingenommen, bedeutet der Konsum von Poppers (inhalierbare Nitrite) ein besonderes Risiko für dich, weil sich die Blutgefäße dann besonders weiten und das Blut darin versackt und dein Herzmuskel und Gehirn so nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können.

Anfällig für Wechselwirkungen sind HIV-Therapien, insbesondere wenn sie geboosterte Proteaseinhibitoren enthalten. www.hiv-drogen.de/de/drogen

Dagegen ist die PrEP weitestgehend resistent gegenüber von Wechselwirkungen mit psychoaktiven Substanzen.

Auch Verunreinigungen oder von dir nicht erwartete Substanzen in deinen Drogen können Wechselwirkungen auslösen. Darum solltest du, um böse Überraschungen zu vermeiden, deine Substanzen checken lassen.

Sexualverhalten & Verabredungen unter Substanzeinfluss

Psychoaktive Substanzen können beim Sex intensivierend oder enthemmend wirken. Sie können auch durchaus positive Funktionen einnehmen, wie die Muskelentspannung für Analverkehr. Die positiv erlebten Wirkungen bergen auch Risiken – vor allem bei hohen Dosierungen, stark müde-machenden Substanzen, Wirkungen von unerwarteter Substanzen in nicht gecheckten Drogen und/ oder Mischkonsum. Es kann sein, dass du dich im Rausch auf Dinge einlässt, die du nicht willst, und dass du die Safer-Sex-Strategie vergisst oder bereit bist, diese bewusst zu missachten.

Damit der "Sextrip" kein "bad trip" wird

  • Konsumiert nur in gegenseitigem Einverständnis psychoaktive Substanzen zum Sex.
  • Besprecht vor dem Sex, welche Substanz und welche Dosis ihr konsumieren wollt.
  • Kläre mit deinen Partner*innen, welche Sexpraktiken ok sind und welche tabu.
  • Vereinbart ein Stopp-Zeichen, um Partner*innen zu signalisieren, wenn er/sie zu weit geht.
  • Konsumiere nie so, dass du unfähig bist, dich zu wehren oder dass du die Abwehrsignale deiner Partner*innen nicht mehr bemerkst.

Wenn es beim Sex zur nicht gewollten Grenzüberschreitungen gekommen ist, kann dies unaufgearbeitet eine starke psychische Belastung für dich bedeuten. Du und dein*e Partner*in sollten, wenn möglich, darüber sprechen. Es kann dann sinnvoll sein, eine Vertrauensperson einzubeziehen. Auch solltest du überlegen, Unterstützung in einer Drogenberatungsstelle in Anspruch zu nehmen.

Kondome und Gleitmittel sollten immer in Griffnähe sein. Je länger der Sex dauert, umso wichtiger ist es, das Kondom zu wechseln und (bei Analverkehr) Gleitcreme zu verwenden. Keine fetthaltigen Gleitmittel verwenden wie Vaseline, Öl, Körperlotion, Massageöl, Butter und Margarine. Sie schädigen das Kondom und es kann schnell reißen. Benutze beim Gruppensex am besten dein eigenes Gleitgel und greif nicht mit anderen in einen Pott, um eine mögliche Infektion mit STIs zu vermeiden.
Crystal, Ecstasy, Kokain und Speed trocknen die Schleimhäute aus (Rissgefahr des Kondoms und erhöhtes HIV-Ansteckungsrisiko). Verwende deshalb immer Kondome und Gleitmittel zusammen.

Wenn es beim Sex oder Substanzkonsum zu blutigen Wunden kommt, besteht die auch die Gefahr der Hepatitis C-Übertragung. Daher besser beim langen, heftigen Sex Kondome benutzen und beim Fisten Handschuhe verwenden. Werden gemeinsam Substanzen konsumiert und Spritzen oder anderes Zubehör wie Röhrchen geteilt, ist das Infektionsrisiko über den Blutweg ebenfalls hoch.

Kontakte & Infos:

Fixpunkt

Schwulenberatung

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