Cannabis

Cannabis ist die lateinische Bezeichnung für die Pflanzen-Gattung Hanf. Im Zusammenhang mit psychoaktiven Substanzen werden mit dem Begriff Cannabis in der Regel psychoaktive Produkte bezeichnet, die aus den Cannabis-Pflanzen gewonnen werden.

Die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) unterscheidet in die Cannabis-Produkte Blütenstände, Cannabisharz (Haschisch), Cannabiskraut und Cannabiskonzentrat (Zubereitungen, bei denen infolge eines Anreicherungs-Prozesses wie der Extraktion mit einem Lösungsmittel der THC-Gehalt erhöht wurde, wie z. B. Dabs oder Haschischöl). Zudem wird in normale (THC-reiche) und in CBD-reiche Produkte unterschieden. Letztere sind folgendermaßen definiert:

CBD-reiche Cannabisblüten: THC ≤ 1 %, CBD > 1 % oder CBD/THC > 10

CBD-reiches Cannabiskraut: THC ≤ 0,5 %, CBD > 1 % oder CBD/THC > 10

CBD-reiches Cannabisharz: THC ≤ 2 %, CBD > 5 % oder CBD/THC > 10

CBD-reiches Cannabiskonzentrat: THC ≤ 2 %, CBD > 5 % oder CBD/THC > 10

Der mittlere THC-Gehalt (Median) für Sicherstellungen durch Polizei und Zoll (Bericht 2022, Datenjahr 2021) :

Blütenstände, getrocknet mit einem mittleren THC-Gehalt von 13,8 % (13,2 % einschließlich der CBD-reichen Blütenstände)

Cannabisharz (u. U. Haschisch) mit einem mittleren THC-Gehalt von 20,4 % (17 % einschließlich des CBD-reichen Harzes)

Cannabiskraut, mit einem mittleren THC-Gehalt von 3,1 % (2,9 % einschließlich des CBD-reichen Cannabiskrauts)

Cannabis-Konzentrat (Extrakte), es wurde ein mittlerer THC-Gehalt von 53,8 % festgestellt, während in CBD-reichen Konzentraten der durchschnittliche THC-Gehalt 0,2 % betrug.

Verunreinigungen (Streck- und Schadstoffe):
Als Verunreinigung werden Stoffe bezeichnet, die nachträglich zu Erhöhung der Produktmasse zugesetzt werden (Streckmittel) oder Schadstoffe wie Pestizide, Schwermetalle oder Schimmelpilzgifte. 

Zudem wird Pflanzenmaterial als Cannabis verkauft, dem gefährliche synthetische Cannabinoide oder halbsynthetisch hergestellte Cannabinoide wie Delta-8-THC oder HHC zugesetzt sind.

Inhaltsstoffe
Cannabis-Produkte bestehen aus komplex zusammengesetztem Pflanzenmaterial, indem bisher etwa 600 verschiedene chemische Verbindungen identifiziert werden konnten. Für die Erzeugung der psychoaktiven Wirkungen und arzneilichen Eigenschaften werden vor allem die Cannabinoide und Terpene verantwortlich gemacht.

Cannabinoide: Als Cannabinoide, zu denen z. B. THC und CBD gehören werden heute alle körpereigenen, pflanzlichen oder synthetischen Verbindungen bezeichnet, die mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System in Wechselwirkung treten und dieses dabei beeinflussen (siehe Wirkmechanismus). In Cannabis wurden bisher über 120 verschiedene Cannabinoide identifiziert. 

Das mengenmäßig bedeutendste psychoaktive Cannabinoid ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC). Cannabidiol (CBD) gilt als nicht psychoaktiv, besitzt aber für die medizinische Anwendung und beim Freizeitgebrauch bedeutsame Wirkungen und kann die verschiedenen THC-Wirkungen verstärken oder Abschwächen.

Die Cannabinoide liegen im Cannabis in Form ihrer weitgehend unwirksamen Säurevorstufen vor. Erst durch Erhitzen der Cannabinoid-Säuren vor dem Konsum, z. B. beim Rauchen, Verdampfen oder Aktivieren im Backofen entstehen durch Abspaltung der Säuregruppe die neutralen, auch im Gehirn wirksamen, Cannabinoide.

Terpene: Die Wirkung von Cannabis-Produkten wird vor allem durch verdampfbare (flüchtige) Mono- und Sesquiterpene mitbestimmt. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zum Geruchs- und Geschmacks-Erleben bei der Anwendung von Cannabis-Produkten. Sie werden auch mit einer Veränderung der Wirkung von THC und anderen Cannabinoiden in Verbindung gebracht. Dieses Zusammenspiel zwischen verschiedenen Cannabinoiden und Terpenen, das zu der Gesamtwirkung führt, wird als Entourage-Effekt (entourage [französisch] = Umgebung) bezeichnet.

Die Studienlage zu Cannabis als Medizin verbessert sich ständig.

Beispielhafte Anwendungsgebiete (Indikationen) für Cannabis als Medizin sind:

  • chronische Schmerzen
  • Therapie resistentes Krampfverhalten (Spastik) bei Multipler Sklerose
  • Übelkeit und Erbrechen, z. B. bei Chemotherapie
  • Behandlung von seltenen Epilepsieformen
  • Appetitlosigkeit mit Gewichtverlust
  • Neurodegenerative Erkrankungen
  • Restless Legs Syndrom
  • Entzündliche Darmerkrankungen
  • Glaukom
  • Tourette-Syndrom
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS)
  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Schlafstörungen
  • Angst-Störungen
  • Depressionen
  • Schizophrene Psychosen
  • Zwangserkrankung
  • Suchterkrankungen (werden heute gemäß DSM-5 als Konsumstörungen bezeichnet)

Beim Rauchen oder Verdampfen von Cannabis-Produkten entstehen Rauch, Dampf bzw. Aerosol.

Rauchen: Beim Rauchen (Kiffen) eines Joints oder einer Pfeife wird Cannabis als Mischung mit (nikotinhaltigem) Tabak oder einem anderen cannabinoid-freiem Pflanzen-Material oder pur als Pur-Pfeife bzw. Pur-Joint bei Temperaturen weit über 500°C verbrannt. THC ist innerhalb weniger Sekunden nach dem ersten Inhalationszug im Blut nachweisbar. Die maximale Blutkonzentration wird in der Regel nach 3 bis 8 Minuten nach Beginn des Rauchens erreicht. Die Wirkung setzt nach wenigen Sekunden ein und erreicht nach 20 bis 30 Minuten ihr Maximum und kann bis zu 5 Stunden anhalten. Die beim Rauchen entstehenden Verbrennungsabgase reizen bzw. schädigen die Atemwege und enthalten krebserzeugende Stoffe.

Rauchen einer Bong: Eine Bong ist eine Wasserpfeife ohne Schlauch, in der Cannabis pur oder in Mischungen (dann meistens mit Tabak) geraucht werden kann.

Dampfen mit einem Vaporisator: Beim Verdampfen, z. B. mit einem Vaporisator, wird eine bestimmte Menge getrocknetes Pflanzen-Material (meistens Blüten), Haschisch oder Konzentrate kontrolliert auf 180 bis 220 C erhitzt. Die Inhalation des Aerosols gilt als weniger schädlich für die Lunge, als die des Rauchs.

Vaping: Eine andere Form des Dampfens („vaping“) ist das verdampfen von Cannabis-Extrakten in E-Zigaretten (Vape Pens). Es tauchen immer wieder Vapes und e-Liquids auf, die neben oder anstatt den deklarierten Inhaltsstoffen andere pharmakologisch wirksame Substanzen enthalten, wie z. B. synthetische Cannabinoide in CBD-Vapes oder das stark lungenschädigende HHC-O in HHC-Vapes. Alle Cannabinoid-Acetate setzen wie Vitamin-E-Acetat beim Vapen hochreaktives Keten frei, dass für die zum Teil tödlich verlaufenden Lungenschäden (EVALI) beim Erhitzen (Vapen) von Cannabis-Produkten verantwortlich gemacht wird. Cannabinoid-Acetate werden auch als „O-Reihe“ bezeichnet und abgekürzt (z. B. Delta-8-THC-O).

Dabbing: Beim Dabbing wird eine Oberfläche aus Glas oder Titan, dem Nail, z. B. mit einem Brenner oder einer Lötlampe erhitzt. Anschließend wird darauf eine kleine Menge Cannabis-Extrakt, der Dab (= Klecks) aufgebracht und der entstehende Dampf mit einer Pfeife, Wasserpfeife oder einer als Rig bezeichneten Armatur inhaliert.

oraler Konsum: Bei oraler Aufnahme erfolgt die THC-Aufnahme langsamer und ist von seinem Verlauf weniger gut vorhersehbar als nach Inhalation. Beim oralen Konsum setzt die Wirkung erst nach 0,5 bis 2 Stunden ein und kann bis zu 10 Stunden anhalten. Darum sollten damit unerfahrenen Konsument*innen nur kleine Mengen oral konsumieren (siehe Safer Use). Vor dem oralen Konsum muss das Cannabis z. B. in einem Backofen erhitzt (aktiviert) werden, um die wirksamen Cannabinoide aus ihrer Säure-Vorstufe freizusetzen Zu beachten ist, dass Cannabinoide wie THC und CBD fast nicht wasserlöslich sind, sich aber gut mit Fetten und Ölen mischen (extrahieren) lassen.

Bei Dosierungen muss zwischen medizinischer Cannabis-Anwendung und Freizeitkonsum unterschieden werden. Konsum-Häufigkeit und Konsum-Menge, die bei der medizinischen Anwendung zum Erreichen der therapeutischen Wirkung verwendet werden, gelten im Freizeitbereich als problematisch, u. a. weil bei der medizinischen Daueranwendung die Patient*innen gegen viele Wirkungen und Nebenwirkungen tolerant werden.

Die zum Erreichen einer im Freizeitgebrauch erwünschten Wirkung benötigten Cannabis-Menge hängt vom Toleranz-Zustand, der Konsumform, der Art des Cannabisproduktes und dem Zustand und der Erwartungshaltung der Konsument*innen (Set) sowie den äußeren Konsumbedingungen (Setting) ab. Konsument*innen tasten sich beim inhalativen Konsum (rauchen, dampfen) oft schrittweise an die von ihnen gewünschte Wirkung heran. Bei oralen Konsumformen muss die Dosierung bereits vor dem Konsum berechnet oder zumindest abgeschätzt werden. Sie ist oft stärker, hält länger an und ist schwerer zu kalkulieren.

Die Angabe einer THC Menge als Dosierungshilfe kann zwar bei der Dosierung eine Orientierung bieten, ist aber ungenau bzw. wenig praktikabel, da der THC- und CBD-Gehalt in Cannabisprodukten stark schwanken kann und oft nicht bekannt ist.

Für nicht tolerante Gelegenheits-Konsument*innen kann folgende Orientierungshilfe auf Basis der unter dem Punkt „Substanz“ angegebenen mittleren THC-Gehalte gelten:

geringe Dosis: 2,5 - 5mg THC (ca. 20 – 35 mg Blüten oder 10 – 25 mg Haschisch)

mittlere Dosis: 5 - 20mg THC (ca. 35 - 150 mg Blüten oder 25 – 100 mg Haschisch)

hohe Dosis: 20 mg und mehr THC (ab ca. 150 mg Blüten oder 100 mg Haschisch)

THC und andere Cannabinoide aus der Hanfpflanze entfalten ihre Wirkung u. a. dadurch, dass sie an Cannabinoid (CB)-Rezeptoren, das sind besondere Bindungsstellen auf der Außenseite von Zellen, binden. An diese CB-Rezeptoren binden natürlicherweise die körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide). Cannabinoide wirken dem Signal der Botenstoffe zwischen Nervenzellen entgegen. Dabei dämpfen die Cannabinoide die Signalübertragung sowohl hemmender (GABA) wie auch erregender (Glutamat) Botenstoffe. Dadurch sind sie an der Regulation zahlreiche Körperfunktionen wie Schmerzempfinden, Erregung, Körpertemperatur, geistige Leistungsbereitschaft, Bewegungsaktivität, Stressempfinden, Entzündungsanfälligkeit und Hungergefühl beteiligt.

Die erlebte Cannabis-Wirkung hängt von Dosis, Art des Cannabisproduktes (Drug) der Konsumform, dem Zustand und der Erwartungshaltung der Konsument*innen (Set) sowie den äußeren Konsumbedingungen (Setting) ab.

Die Cannabis-Wirkungen sind vielschichtig:

  • Anhebung der Stimmungslage mit verbessertem Wohlbefinden bis hin zur Euphorie („high sein“).
  • Gefühl der Entspannung, der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit, das häufig mit einem verminderten inneren Antrieb, einem reduzierten Bewegungsdrang sowie einem Hang zur Passivität einhergeht („stoned sein“).
  • Spontan einsetzende Heiterkeit verbunden mit einem erhöhten Kommunikationsbedürfnis.
  • Intensivierung von optischen und akustischen Sinneswahrnehmungen und einer gesteigerten Tastempfindlichkeit, z. B. beim Körperkontakt.
  • Das Denken verändert sich, neue Ideen und Einsichten können auftauchen und Gedankensprünge eintreten.
  • Verändertes Zeitgefühl und gesteigerter Appetit.
  • Die Körpertemperatur kann minimal absinken, was mit einer erhöhten Kälteempfindlichkeit einhergehen kann.
  • THC verringert den Atemwiderstand in der Lunge, so dass man besser Durchatmen kann.
  • Cannabis wirkt entzündungshemmend.

Toxizität (Giftigkeit): Die akute Toxizität von THC ist gering. Eine akute tödliche Dosis für Cannabis beim Menschen ist nicht bekannt.

Geistige und motorische Leistungsfähigkeit, Psyche, Zentrales Nervensystem: Schwindel, Müdigkeit, Desorientiertheit, Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen.
Verminderte Bewegungs-Koordination, verminderte Aufmerksamkeit, Störungen des Kurzeitgedächtnis, verlängerte Reaktionszeit, verringerte Fähigkeit, mehrere Aufgaben nebeneinander zu bewältigen.
Geringe THC-Dosen können zu einer Minderung von Ängsten führen, höhere Dosen können Ängste hervorrufen oder verstärken.
Müdigkeit, Veränderung des Schlafmusters (verringert REM-Schlafzeit), reduziertes Traumerleben.

Atemwege: Schädigung der Lungen beim Rauchen (insbesondere bei Mischung mit Tabak). Bei regelmäßigem inhalativen Cannabis-Konsum steigt das Risiko für Husten, keuchendem Atem, Auswurf von Bronchialsekret (Sputum) und das Auftreten eines Engegefühls in der Brust.

Herz-Kreislauf-System: Anstieg der Pulsfrequenz (Herzschlag) mit erhöhtem Herzzeit-Volumen und Sauerstoff-Bedarf des Herzmuskels, erhöhter diastolischer Blutdruck, bei höheren THC-Dosen. Erweiterung der Blutgefäße mit erniedrigter Blutdruck, es kann zu einem Kreislauf-Kollaps kommen, erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall (vor allem bei vorbelasteten Konsument*innen).

Verdauungstrakt: Verringerte Speichel-Produktion mit Mundtrockenheit, Entzündungen im Mund, Karies, Übelkeit, Erbrechen, verringerte Magensäureproduktion, verringerte Bewegungs-Aktivität des Magens und Darms, verzögerte Magen-Entleerung.

Auge: Rötung der Augen durch Erweiterung der Blutgefäße in der Bindehaut, verlangsamte hell-dunkel Anpassungsreaktion der Pupillen, verringerter Tränenfluss, verminderte Augen-Blinzel-Rate, Verringerung des Augen-Innendrucks durch THC und andere Cannabinoide.

Muskulatur: Entspannung der Muskulatur, Verringerung der Bewegungsaktivität, in hohen Dosen erhöhte Sturzgefahr durch verringerte Muskelkraft und Koordinations-Störungen.

Wird am Abend Cannabis konsumiert, kann am nächsten Morgen die Konzentrationsfähigkeit noch eingeschränkt sein. Bei langanhaltendem, regelmäßigem (täglichen Konsum) kann dauerhafte Konzentrationsminderung die Folge sein (bis zum Absetzen).

Abgesehen von der schädlichen Wirkung des Rauchens geht es bei Langzeitfolgen vor allem um die psychische und geistige Leistungs-Fähigkeit (Kognition) betreffenden Wirkungen infolge eines sehr hohen und dauerhaften Cannabiskonsums. Gerade bei jungen Erwachsenen wurde in Zusammenhang mit einem regelmäßigen (täglichen), hohen Cannabis-Konsum immer wieder über Leistungs-Probleme, Teilnahmslosigkeit und Aktivitäts-Verlust, bei Jugendlichen,  auch von Beeinträchtigungen der kognitiven und emotionalen Entwicklung berichtet. Es ist im Einzelfall schwierig festzustellen, ob derartige Symptome Folge des Cannabis-Konsums sind oder mit bereits zuvor bestehenden Problemen oder Symptomen einer psychischen Erkrankung in Zusammenhang stehen.

Kognitive (geistige) Defizite
Dem Konsum werden bleibende Beeinträchtigungen von Lernen, Erinnerung, Aufmerksamkeit, Problem-Lösungs-Fähigkeit und Denkleistung zugeschrieben. Neuere Studien deuten darauf hin, dass kognitive Defizite nach einer Abstinenz-Phase (nach dem Absetzen) wieder vollständig verschwinden.

Es gibt keine beweiskräftigen Hinweise darauf, dass der Konsum von Cannabis zu einer Minderung der Intelligenz führt. Durch die beschriebenen Beeinträchtigungen in der Phase regelmäßigen Konsums, kann es aber (vor allem bei Jugendlichen) zu einer Vernachlässigung notweniger Entwicklungsaufgaben und somit zu langfristigen psychosozialen Folgen kommen.

Psychosen
Der Konsum von Cannabis insbesondere mit hohem THC- und niedrigem CBD-Gehalt kann zu psychotischen Symptomen mit Halluzinationen und wahnhaftem Erleben führen. Treten solche Wirkungen akut auf, verschwinden sie in der Regel nach Einstellung des Konsums wieder. Das Auftreten chronisch verlaufender sogenannter „drogeninduzierter Psychosen“ wird kontrovers diskutiert.

Zwar wird ein erhöhtes Auftreten psychischer Erkrankungen wie schizophrener Psychosen und Depressionen bei regelmäßigem und langfristigem Konsum beschrieben. Inwieweit dies aber unmittelbar auf den Konsum oder auf eine bereits bestehende Anfälligkeit für psychische Erkrankungen, welche mit einer erhöhten Konsumwahrscheinlichkeit (Selbstmedikation) einhergeht, zurückzuführen ist, ist abschließend nicht geklärt. Sollten psychiatrische Symptome in Zusammenhang mit Cannabiskonsum auftreten, ist es ratsam, dies fachärztlich abklären zu lassen.

Amotivationales Syndrom durch Cannabis?
Eine Langzeit-Nebenwirkung bei regelmäßigem Cannabis-Konsum wurde lange als „amotivationales Syndrom“ beschrieben. Darunter wurden Symptome wie Lethargie, Passivität, verflachter Affekt (Gefühle und Stimmungen) und mangelndes Interesse zusammengefasst. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Wirkung von Cannabis bei regelmäßigem Konsum, die nach dauerhaften Absetzen verschwindet oder die Symptomatik steht im Zusammenhang mit begleitenden psychischen Erkrankungen.

Toleranz-Entwicklung und Entzugssymptome
Vor allem die psychischen und weniger die körperlichen Cannabis-(Neben)Wirkungen unterliegen bei regelmäßigem Konsum einer starken und schnellen Toleranz-Entwicklung. Diese macht sich im Nachlassen der Wirkung bzw. in der Notwendigkeit einer Dosissteigerung zur Erzielung der gleichen Wirkung bemerkbar.

Beim abrupten Absetzen einer Langzeit-Behandlung mit Cannabis oder des regelmäßigen Konsums können Schlaf-, Gefühls- und Appetit-Störungen und in diesem Zusammenhang auch körperliche Effekte wie Schwitzen und Spannungsempfinden als Entzugs-Symptome auftreten. Eine Behandlung der Cannabis-Entzugs-Symptome ist in der Regel nicht notwendig. Die Beschwerden sind in der ersten Woche am intensivsten und können bis zu einem Monat anhalten.

Abhängigkeit
Bei gelegentlichem Cannabis-Konsum gilt das Abhängigkeits-Risiko als gering. Der regelmäßige Konsum von Cannabis kann zu einer Abhängigkeit führen. In der deutschen Allgemeinbevölkerung erfüllt 0,5 % der Erwachsenen die Kriterien eines Cannabismissbrauchs und 0,5 % einer Cannabisabhängigkeit (nach dem Diagnoseleitfaden DSM-4). Insgesamt entwickeln etwa 9 % aller Cannabiskonsument*innen über die Lebenszeit eine meist vorübergehende Cannabisabhängigkeit. Diese Rate beträgt 17 %, wenn der Cannabiskonsum in der Adoleszenz beginnt und 25 bis 50 %, wenn Cannabis täglich konsumiert wird.

Krebs
Abgesehen von Krebsrisiken infolge des begleitenden Rauchens von Tabakprodukten wird kein starker Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und dem Auftreten von Krebserkrankungen gefunden. Eine Ausnahme stellt dabei möglicherweise das Risiko für Nichtseminom Hodenkrebs da, eine Unterform von Hodenkrebs, die vor allem bei jungen Männern auftritt.

Schwangerschaft und Entwicklung des ungeborenen Kinds
Neben Schädigungen durch den inhalativen Konsum werden kürzere Schwangerschaftsdauer, subtile Störung der Gehirnentwicklung des ungeborenen Kinds, subtile geistige (kognitive) Beeinträchtigung bei Kindern, die während der Schwangerschaft THC ausgesetzt waren, beobachtet.

Nachweiszeiten von Substanzen im Körper hängen u. a. von der konsumierten Menge (Dosierung), Konsumhäufigkeit, Konsumform (oral, nasal, intravenös usw.) und anderen individuellen Faktoren ab. Die hier gemachten Angaben dienen der Orientierung. Die Nachweisbarkeit von Substanzen beginnt in der Regel bereits nach wenigen Minuten nach deren Konsum.

Blut:

einmaliger Konsum: 4 bis 6 Stunden

gelegentlicher Konsum: 12 bis 48 Stunden

starker Konsum: 72 Stunden

Speichel: 1 bis 2 Tage (THC)

Urin:

einmaliger Konsum: 2 bis 3 Tage (in Einzelfällen bis zu 12 Tage)

gelegentlicher Konsum: ca. 2 bis 4 Tage (in Einzelfällen bis zu 18 Tage)

mehrmals wöchentlicher Konsum: ca. 5 bis 14 Tage (in Einzelfällen bis zu 46 Tage)

starker Dauerkonsum: 2 bis 6 Wochen (in Einzelfällen bis zu drei Monaten).

  • Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen oder anderen psychischen Erkrankungen
  • Schwangerschaft und Stillzeit.
  • Vor oder während der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr

Vermeide regelmäßigen Konsum im Jugendalter.

Je später du mit dem Cannabis-Konsum anfängst, desto besser sind deine Chancen für eine gesunde Entwicklung deiner psychischen, geistigen und sozialen Fähigkeiten.

Zu einem verantwortlichen Cannabis-Konsum gehört, diesen nicht in Gegenwart von Kindern und Jugendlichen zu praktizieren.

Vermeide den Konsum bei der Arbeit, in der Schule, beim Lernen (z. B. auch am Tag vor einer Prüfung) und der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr.

Konsumiere möglichst nur in der Freizeit und wenn du dich gut fühlst. Schlechte Stimmungen können durch Cannabis-Konsum verstärkt werden.

Genieße Cannabis bewusst. Konsumiere nicht einfach, weil sich gerade mal eine Gelegenheit dazu ergibt oder der Konsum anderer Lust dazu in dir auslöst. Cannabis-Konsum wird dann zum Genuss, wenn er zu einem bewusst gewählten Zeitpunkt in angenehmer Umgebung als etwas Besonderes erlebt werden kann.

Wenn du Cannabis in Zusammenhang mit Sex gebrauchen willst, informiere dich über Safer Sex Strategien.

Die Cannabis-Wirkungen und Nebenwirkungen sind stark von der Dosierung der konsumierten Cannabis-Sorte abhängig. Informiere dich vor dem Konsum so gut wie möglich.

Zur sicheren Dosierung solltest du zunächst geringe Dosen konsumieren. Dies gilt insbesondere bei neuen Sorten oder unbekannter Herkunft des Cannabis-Produktes.

Der Konsum von Cannabis-Produkten mit einem geringem CBD-Gehalt geht mit einem größeren Risiko psychischer Nebenwirkungen (Denkstörungen, Ängste, Psychosen) einher.

Informiere dich, z. B. mit Hilfe von sogenannten Streckmittel-Meldern, welche Streckmittel Cannabis-Produkten (aktuell) zugesetzt werden.

Verunreinigungen können deine Gesundheit stark schädigen (z. B. Schimmelpilz-Gifte, Schwermetalle, Pestizid-Rückstände aber auch synthetische Cannabinoide). Informiere dich so gut wie möglich über die Herstellungs-, Handels- und Lager-Bedingungen eines Cannabis-Produktes, bevor du es konsumierst.

Beim Inhalieren kannst du die Belastung von Lungen- und Atemwege reduzieren, in dem du z. B. einen Vaporizer verwendest und nicht rauchst. Gute Filter reduzieren (wahrscheinlich) die Belastung der Lunge mit Rauchpartikeln. Vermeide es, beim Inhalieren tief einzuatmen oder den Atem anzuhalten. Diese Konsumpraktiken können zu Lungen-Problemen führen.

Auf keinen Fall solltest du THC-haltige Liquids zum Dampfen (z. B. mit einer E-Zigarette) selber herstellen, oder Liquids auf dem Schwarzmarkt erwerben, weil damit das Risiko für eine potentiell tödliche Schädigung der Lunge (EVALI) einhergeht. Außerdem tauchen immer wieder Vapes und e-Liquids auf, die neben oder anstatt den deklarierten Inhaltsstoffen andere pharmakologisch wirksame Substanzen enthalten, wie z. B. synthetische Cannabinoide in CBD-Vapes.

Bei oralem Konsum setzt die Wirkung stark verzögert (30 bis 90 Minuten) ein, ist oft stärker und dauert länger. Entscheide vor dem Konsum, wie viel THC du konsumieren möchtest und berechne auf dieser Grundlage die entsprechende Cannabis-Menge. Vermeide es, „nachzulegen“, auch wenn die erwartete Wirkung nach der gewohnten Zeit noch nicht voll eingetreten ist.

Cannabis wird im medizinischen Bereich zur Behandlung auch von psychischen Erkrankungen eingesetzt. Möglicherweise konsumierst du Cannabis um Symptome (z. B. Schmerzen, schlechte Gefühle, Übererregung) oder sonstigen Begleitumstände (z. B . Langeweile, soziale Isolation) einer solchen Erkrankung abzumildern. Eine solche Konstellation kann in regelmäßigen und starken Konsum münden und langfristig zu einem Voranschreiten der Erkrankung führen. Ziehst du in Erwägung, dass du Cannabis zur Selbstbehandlung von Krankheits-Symptomen konsumierst, solltest du unbedingt die Unterstützung durch eine*n im Umgang mit Cannabis erfahrenen Arzt/ Ärztin  in Anspruch nehmen.

Mischkonsum

Der Mischkonsum von Cannabis mit anderen psychoaktiven Substanzen (einschließlich psychotroper Arzneimittel) führt zu einer wechselseitigen Veränderung deren Wirkungen und erhöht oft das gesundheitliche Risiko.

CBD kann einige THC-Wirkungen abschwächen (z. B. Beschleunigung des Herzschlages, Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten). Andere THC Wirkungen wie die Entspannung von Blutgefäßen werden durch THC und CBD gemeinsam gesteigert, was zu Kreislauf-Problemen führen kann.

Die pauschale Annahme, dass CBD die negativen Wirkungen von THC unterdrückt und es so verträglicher macht, haben sich in wissenschaftlichen Studien nicht bestätigt. In einigen Untersuchungen hat CBD sogar die psychoaktiven Wirkungen von THC verstärkt.

Die Folgen des Mischkonsums hängen auch von der konsumierten Cannabis-Sorte und dem Verhältnis des THC- zum CBD-Gehalt ab. Folgende Wechselwirkungen (nicht vollständig) sind für (reines) THC beschrieben:

  • Alkohol verstärkt die kognitiv (geistig) beeinträchtigende THC-Wirkung und kann zu einer verstärkten Müdigkeit führen.
  • Amphetamine verstärken die Herzfrequenz und steigern die psychoaktive THC-Wirkung.
  • Benzodiazepine verstärken die das Gehirn dämpfenden Wirkungen, starke Schläfrigkeit kann die Folge sein.
  • Ketamin verstärkt die müde machende und schmerzhemmende THC-Wirkung.
  • Kokain: Die Aufnahmemenge von Kokain durch die Nasenschleimhaut wird durch THC gesteigert, ebenso wie dessen Herzfrequenz steigernde Wirkung.
  • Opioide verstärken die müde machende und schmerzhemmende THC-Wirkung.
  • MDMA und psychedelische Substanzen wie LSD, psychoaktive Pilze oder 2-CB können in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen durch THC verstärkt werden. Dies kann mit Ängsten, psychotischem Erleben und Herz-Kreislauf-Problemen einhergehen.
  • Tabak: Cannabis in Mischungen mit nikotinhaltigen Tabak-Produkten konsumiert, verändert dessen psychoaktive Wirkungen und erhöht das Abhängigkeitsrisiko im Vergleich zu dem Konsum reiner Cannabis-Produkte. Die Kombination erhöht zudem das das Risiko einer Atemwegs-Schädigung.

Cannabis-Konsum wirkt sich auf die Sexualität aus. Bei Männern und Frauen kann Cannabis zu einer Verstärkung von sexuellen Empfindungen und der Intensität des Orgasmus führen. Gelegentlich kommt es zur Unfähigkeit, einen Orgasmus zu erreichen oder eine Erektion aufrecht zu erhalten.

Wenn Du Sex unter dem Einfluss von Cannabis praktizieren möchtest, setze dich mit den auf dieser Homepage publizierten Safer Sex Strategien auseinander.

Cannabis im Betäubungsmittel Gesetz
Cannabis, Cannabisharz (Haschisch) und THC sind in Anlage 1 des Betäubungsmittel Gesetzes (BtMG) aufgeführt. Der/ die unerlaubte Anbau, Einfuhr, Ausfuhr, Handel, Abgabe und Erwerb wie auch der Besitz von Cannabis, Cannabisharz und THC ist gemäß § 29 und § 30 BtMG strafbar. Nutzhanf mit weniger als 0,2 % THC kann zu gewerblichen und wissenschaftlichen Zwecken von den betäubungsmittelrechtlichen Bestimmungen ausgenommen sein. Privatpersonen benötigen in der Regel auch für den Anbau von Nutzhanf eine Erlaubnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Cannabis als Medizin
Cannabis zu medizinischen Zwecken darf gemäß der Betäubungsmittel-Verschreibungs-Verordnung (BtMVV) auf ärztliches Betäubungsmittel-Rezept verschrieben werden. Die Erstattung der Kosten für verschriebenen Cannabis-Arzneimitteln durch die der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird im fünften Buchs des Sozialgesetzbuchs (SGB V) geregelt.

Cannabis-Samen
Cannabis-Samen werden nur als Betäubungsmittel eingestuft, wenn sie zum unerlaubten Anbau bestimmt sind. Sind sie zum Verzehr bestimmt, gelten sie als Lebensmittel.

Cannabishaltige Lebensmittel
Der Lebensmittelhandel bietet viele Cannabis haltige Lebensmittel wie Müsli, Tees, Öle, und alkoholische sowie alkoholfreie Getränke an. Der THC-Gehalt dieser Lebensmittel ist in Deutschland durch unverbindliche Richtwerte für die verschiedenen Lebensmittel-Gruppen beschränkt. Trotzdem können beim Verzehr Cannabis haltiger Lebensmittel THC-Mengen aufgenommen werden, die im Bereich von wirksamen Dosen von ≥ 2,5 Milligramm THC pro Person und Tag liegen. Solche Mengen führen zu einem positiven Cannabis-Nachweis, z. B. in Urinproben. Lebensmittel auf CBD-Basis werden von den Behörden als Novel Food eingestuft und bedürfen als solche einer behördlichen Zulassung.

Cannabiskonsum und Teilnahme am Straßenverkehr
Viele Konsument*innen von psychoaktiven Substanzen verlieren ihren Führerschein, wenn ihr Konsum (auch ohne Bezug zum Straßenverkehr) oder der Umgang mit Betäubungsmitteln (z. B. deren Besitz) den Behörden bekannt wird.

Nach § 11 und 14 Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) und der darauf beruhenden Anlage 4 FeV sind Personen, die Betäubungsmittel und andere psychoaktiv wirkende Stoffe konsumieren, grundsätzlich nicht geeignet, ein Fahrzeug zu führen. Dies trifft auch für den regelmäßigen Konsum von Cannabis zu. Bei gelegentlicher Einnahme von Cannabis kann eine Fahreignung gegeben sein, wenn die Trennung von Konsum und Fahren erfolgt und kein zusätzlicher Gebrauch von Alkohol oder anderen psychoaktiv wirkenden Stoffen, keine Störung der Persönlichkeit und kein Kontrollverlust vorliegen. Bei einer THC Konzentration > 1 Nanogramm pro Milliliter Blutserum und mehr ist mit Konsequenzen zu rechnen, weil dann unterstellt wird „unter der Wirkung von Cannabis“ zu fahren. Nach Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts darf eine Fahrerlaubnisbehörde bei erstmaliger Überschreitung dieses Grenzwertes nicht den Führerschein entziehen, ohne dass zuvor auf Grundlage einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) bewertet wurde, ob der/die Betroffene auch zukünftig nicht zwischen Cannabis-Konsum und dem Fahren trennen wird.

 

Haftungsausschluss

Diese Informationen dürfen nicht als Aufforderung zum Drogenkonsum missverstanden werden!

Bei Substanzen, die dem BtMG unterstellt sind, ist unerlaubter Erwerb und Handel sowie der sich daraus ergebende Besitz strafbar!

Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen auf Grundlage wissenschaftlicher Studien und über lange Zeiträume erhobenem Erfahrungswissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden.

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